Menschen nehmen das Glück, das das Leben für sie bereit hält, oft fraglos an. Alles ist ihnen selbstverständlich. Die Sehnsucht, etwas verstehen zu wollen, wird häufig erst verspürt, wenn das Leben brüchig geworden, wenn das Leben aus den Fugen geraten ist. Leidgeprüfte Menschen fragen erst "wozu"? Ist nicht überhaupt alles sinn- und ziellos?

Aber wie könnten Krisen, Krankheit, Schmerz auch einen Sinn ergeben? Was einst bedeutsam war, scheint nun aus seinem Zusammenhang herausgerissen. Es bleiben nur die Bruchstücke eines vordem geordneten Lebens.

Wenn es aber gelingt, Krisen, Krankheit und Schmerz in einen begreifbaren Sinnzusammenhang zurück zu übersetzen, dann liegen in diesen Einbrüchen auch die Möglichkeiten neuer Lebenschancen verborgen. Dann wären die Krisen des Lebens nicht nur Einbrüche sondern sie ermutigten zu neuen Aufbrüchen.

Bedeutsames, das aus seinem Zusammenhang gerissen worden ist, hat für einen Augenblick seinen Sinn verloren. In diese verlorene Bedeutsamkeit meldet sich die Aufgabe, die uns in einer Krise gestellt wird. Wir spüren in unserem Herzen was richtig, was jetzt von uns verlangt ist. Wir können uns bei dieser Verwirklichung von keinem anderen Menschen vertreten lassen.

Der Begründer der Logotherapie Viktor E.Frankl suchte wie auch immer leidende Menschen auf dem Umweg der Sinnbefragung ihr Schicksal ertragen zu helfen. Doch zielt Frankls Blick nicht nur auf den kranken Menschen sondern auf den gesunden. Frankls inzwischen in zahlreichen Untersuchungen bestätigte Behauptung lautet: Sinnerfülltes Leben schützt vor seelischer Erkrankung. Menschen, die ihr Leben als sinnvoll empfinden, sind zufrieden, ruhig und wohlwollend sich und anderen gegenüber.